26. und 27. September, Tamsweg
Zu Herbstbeginn, am 26. und 27. September, fand das erste Stakeholder-Treffen seit Projektanfang im Lungau statt. Zwei intensive Tage warteten auf die Teilnehmenden. Herzlichen Dank an alle, die teilgenommen haben, ihr Wissen und ihre Meinungen mit der Gruppe geteilt haben.
Über 30 Akteur:innen entlang der Wertschöpfungskette der Milch- und Rindfleischversorgung in Österreich identifizierten am ersten Workshop-Tag jene Treiber, mit denen im Szenarienprozess weitergearbeitet werden soll. Der Szenarienprozess wird Inhalt des nächsten Workshops sein.
Am zweiten Tag bekam die Gruppe wertvolle Einblicke in das Projekt „Die reine Lungau“. Ein weiteres Thema war das Sammeln von innovativen Betrieben, Projekten, Aktionen und Akteuren, die im Rahmen der Analysen näher betrachtet werden sollen.
Ein paar Eindrücke von unserem Treffen
Die Treiber
Nachdem jene Treiber präsentiert wurden, die in der wissenschaftlichen Literatur gefunden wurden, wurden 5 heterogene Arbeitsgruppen gebildet, die gemeinsam eine Beurteilung der Treiber vornahmen:
- Fehlen Treiber?
- Brauchen manche Treiber Ergänzungen?
- Einordnung der Treiber in einem Koordinatensystem, nach Steuerbarkeit in Österreich und Transformationspotenzial
Im Anschluss wurden jene Treiber mit der größten Steuerbarkeit und dem größten Transformationspotenzial ausgewählt. Mit dieser Auswahl gehen wir nun in den Szenarienprozess.
Folgende Treiber wurden ausgewählt:
Wissen und Bildung |, Marken, Labels und Produktionsstandards | Milch- und Fleischalternativen | Rechtliche und politische Vorgaben | Image und Status von Arbeit in der Agrar- und Ernährungswirtschaft | Produkt- und Prozessinnovation | Unternehmensstrategien: ökonomische Skaleneffekte vs. Diversifizierung | Technisierung, Spezialisierung und Konzentration entlang arbeitsteiliger Wertschöpfungsketten | Rinderzucht | Neudeutung von Produkt- und Prozessqualität | Nachfrage nach gepflegter Kulturlandschaft mit Weidehaltung | Verlagerung der Machtverhältnisse in Versorgungsketten | Druck auf landwirtschaftliche Flächen durch industrielle Flächennutzung, Verkehrswesen und Besiedelung | (Soziale) Medien und Werbung | Veränderte Lebens- und Ernährungsstile, Kosten- und Preisentwicklung
Eine besondere Stellung nimmt die Wissenschaft ein, die oft Voraussetzung für vieles ist.
Die Indikatoren
Im Zuge des Projekts werden wir umfangreiche Analysen entlang der Wertschöpfungskette durchführen. Geplant sind:
- Analyse des Wohlbefindens von Mensch und Tier
- Analyse der Umweltauswirkungen
- Analyse der Sozioökonomie und der Regelungs- und Steuerungsmechanismen entlang der Wertschöpfungskette
Dafür werden bestimmte Indikatoren für die Bewertung herangezogen. Diese wurden im Lungau auf drei Postern präsentiert.
Die Teilnehmenden vom Lungau-Workshop sind eingeladen, uns Rückmeldungen, Ergänzungen, Wünsche zu den präsentierten Indikatoren mitzuteilen. Gerne an: cornelia.fischer@boku.ac.at
Präsentationen
Präsentation der in der wissenschaftlichen Literatur ermittelten Treiber
Am Abend gab es eine Präsentation der Lungauer Speis, des Lungauer Kochwerks und des Genussmobils.
Am zweiten Tag präsentierten wir Fälle, die helfen sollen, Innovationen zu finden und zu vergleichen. Da es aber von den Teilnehmenden viele Anregungen gab, werden diese Fälle kritisch hinterfragt.
Wir suchen Innovationen!
Wir wollen mit dem Projekt COwLEARNING mögliche Veränderungen ausloten, indem wir wissenschaftliches Wissen von den Universitäten mit dem Erfahrungswissen aus Produktion, Verarbeitung, Handel, Gastronomie und Konsum zusammenbringen.
- Wir veranstalten gemeinsame Workshops. Zusammen suchen wir nach möglicher Veränderung und schauen uns dazu verschiedene Innovationen an.
Links
Zwischen 2022 und 2027 erfolgen:
Zwischen 2022 und 2027 erfolgen:
- Aufbau einer Übergangsarena („Transition Arena“) – eines umfangreichen Stakeholder-Netzwerkes entlang der Wertschöpfungskette Rindfleisch- und Milchversorgung. In der Übergangsarena sind Vertreter:innen der Wissenschaft, aus dem Futtermittelbereich, der Zucht, aus landwirtschaftlichen Betrieben, der Schlachtung, der Verarbeitung, der Vermarktung, der Gastronomie, der Bildung und des Konsums.
- Ermittlung von Treibern von Veränderungsprozessen in der Vergangenheit
- Analyse des Wohlbefindens von Mensch und Tier
- Analyse der Umweltauswirkungen
- Analyse der Sozioökonomie und der Steuerungs- und Regelungsmechanismen in der Wertschöpfungskette
- eine integrierte und vergleichende „farm-to-fork“ Bewertung von Nachhaltigkeits-Innovationen
- eine Analyse einschlägiger Optionen/Limitation für das Wachstum von Nachhaltigkeits-Innovationen
<h2″>Kontakt
Die Projektinhalte werden in verschiedenen Arbeitspakten bearbeitet:
1. Aufbau einer Übergangsarena - eines umfangreichen Stakeholder-Netzwerkes entlang der Wertschöpfungskette Rindfleisch- und Milchversorgung.
Im Projekt COwLEARNING arbeiten wir transdisziplinär. Also Wissenschafter:innen mit Praktiker:innen auf Augenhöhe, um gemeinsam zu lernen und gemeinsam neues Wissen aufzubauen. Dazu braucht es eine Transition Arena. Dort kommen wir zusammen: Vertreter:innen der Wissenschaft, aus dem Futtermittelbereich, der Zucht, aus landwirtschaftlichen Betrieben, der Schlachtung, der Verarbeitung, der Vermarktung, der Gastronomie, der Bildung und des Konsums zusammen.
Miteinander diskutieren und definieren wir Visionen, Szenarien und Übergangspfade und überlegen gemeinsam, welche Auswahl an innovativen Betrieben, Projekten und Aktivitäten wir genauer betrachten möchten.
Außerdem entwickeln wir ein Serious Game, um uns dem Problem spielerisch zu nähern.
2. Ermittlung von Treibern von Veränderungsprozessen in der Vergangenheit
Wir schauen uns die langfristigen Veränderungen der österreichischen Milch- und Fleischversorgungsketten seit den 1950er Jahren an. Wir wollen verstehen, wie, warum und mit welchen Konsequenzen sich Produktion, Vertrieb und Konsum von Lebensmitteln aus Rinderhaltung verändert haben. Und gehen der Frage nach, warum Nachhaltigkeits-Innovationen umgesetzt wurden oder nicht.
Wir werden Sekundärdaten und Literatur auswählen, um vergangene Entwicklungen darzustellen. Dabei berücksichtigen wir:
- den globalen und gesellschaftlichen Hintergrund
- die Tiergesundheit, den Tierschutz und die Tierhaltung
- die Umweltsituation
- die soziale und wirtschaftliche Situation
- die politischen und regulatorischen Rahmenbedingungen
Durch eine integrierende Analyse dieser Entwicklungen und ihrer Wechselbeziehungen werden die wichtigsten Treiber vergangener Übergänge identifiziert.
3. Analyse des Wohlbefindens von Mensch und Tier
Wir führen eine umfassende Bewertung durch von:
- Wohlergehen von Kälbern, Kühen und Bullen
- Wohlergehen der mit ihnen interagierenden Menschen
- der jeweiligen Mensch-Tier-Beziehungen
Dies geschieht in den landwirtschaftlichen Betrieben und am Schlachtbetrieb. Der Transport wird berücksichtigt. Wir vergleichen verschiedene innovative Praktiken mit Referenzpraktiken und führen eine integrierte Analyse über verschiedene Ebenen der Produktionskette durch.
Wir bewerten das Wohlergehen von Mensch und Rind, entlang der Lieferkette und über die gesamte Lebensspanne der Tiere. Darüber hinaus bewerten wir neben Mainstream-Systemen auch Nachhaltigkeits-Innovationen, für die noch keine Daten vorliegen (z. B. Kuh-Kalb-Kontaktsysteme, integrierte Milch- und Rindfleischproduktion). Es folgt eine Analyse über verschiedene Ebenen der Wertschöpfungskette hinweg: landwirtschaftlicher Betrieb, Transport, Schlachtung.
4. Analyse der Umweltauswirkungen
Wir bewerten die Umweltleistung und Ressourceneffizienz von verschiedenen innovativen Ketten im Vergleich zu Referenz-Rindfleisch-Molkereiketten. Viele Nachhaltigkeits-Innovationen sind noch nicht umfassend auf verschiedene Umweltauswirkungen untersucht worden. Die Lebenszyklusanalyse (LCA) als „Nachhaltigkeits-Entscheidungshilfe“ ist für eine praktikable Anwendung auf landwirtschaftlichen Betrieben auf wenige ökologische Aspekte beschränkt. Um diese Einschränkung zu überwinden, kombinieren wir Lebenszyklus-Indikatoren mit weiteren 20 bis 30 maßgeblichen Kennzahlen, sogenannten „Key Performance Indicators“ für verschiedene ökologische Nachhaltigkeitsthemen. Dabei orientieren wir uns an den SAFA-Richtlinien der FAO, passen diese jedoch den österreichischen Rinderbetrieben an. So können wir auch Themen bewerten, die typischerweise nicht von Lebenszyklusanalysen für Nutztiere abgedeckt werden. Die Analyse umfasst die landwirtschaftliche Phase und für Ökobilanzkennwerte auch alle anderen Phasen über Molkereien, Schlachthöfe und den Handel bis hin zum Verbraucher und zur Abfallentsorgung.
5. Analyse der Sozioökonomie und der Steuerungs- und Regelungsmechanismen in der Wertschöpfungskette
Wir vergleichen Innovationen mit Referenzfällen im Bereich Rindfleisch/Milch anhand einer sozioökonomischen Analyse und einer Governance-Analyse. Außerdem untersuchen wir die Möglichkeiten und Grenzen des Up- und Out-Scaling für sich entwickelnde Milch-/Rindfleischketten.
- Wir analysieren innovative Lieferketten und Referenzlieferketten mit besonderem Augenmerk auf die ökonomische Rentabilität und Stabilität der Betriebe und den regionalen Wertschöpfungsbeitrag sowie weitere 20 – 30 maßgebliche Kennzahlen (Key Performance Indicators) für verschiedene sozioökonomische Themen.
- Wir bewerten Unterschiede bei Preisen und Kosten im der Landwirtschaft nachgelagerten Wirtschaftssektor.
- Wir ermitteln soziale Indikatoren mit Unterstützung gesellschaftlicher Akteure und lassen wichtige Leistungsindikatoren für die Steuerung der Lieferkette in die integrative Bewertung von der Landwirtschaft bis zum Verbraucher einfließen. Neben diesen Indikatoren werden wir Daten aus Fallstudien analysieren. Mit dieser Analyse gehen wir auf die blinden Flecken der Nachhaltigkeits-Übergänge in der Agrar- und Ernährungswirtschaft ein.
6. Integrierte und vergleichende „farm-to-fork“ Bewertung von Nachhaltigkeitsinnovationen
Die Ergebnisse aus den vorangegangenen Analysen (Arbeitspakete 3, 4 und 5) fließen in eine integrative Nachhaltigkeitsbewertung vom Erzeuger inklusive der Extraktion von Rohstoffen zur Herstellung von Betriebsmitteln zum Verbraucher (farm-to-fork) ein.
Zusätzlich geben wir Einblicke in die Transformationspotenziale der erhobenen Fälle.
Wir schauen uns an, wie sich Nachhaltigkeits-Innovationen entwickeln müssen, um angemessen in die Märkte eingegliedert zu werden. Wir gehen der Frage nach, was es braucht, damit neue Lösungen auf andere Orte übertragen und in einen Governance-Rahmen überführt werden (z.B. weidebasierte Fütterung, die durch ein nationales Label geregelt wird, oder große Einzelhändler, die Tierschutzstandards durchsetzen). Dabei beachten wir auch „gescheiterten Lebensmittel-Innovationen“, denn diese können besonders aufschlussreich sein, um Hindernisse für Veränderungen zu verstehen.
Wir beziehen verschiedene Expertisen von gesellschaftlichen Experten und projektexternen Experten ein und wollen Übergangspfade für die Milch- und Rindfleischversorgung in Österreich identifizieren.